Phänomenologie des Geistes – Kategorisierung

Im Laufe unseres Lebens entwickeln wir eine für uns hilfreiche Zuordnung von Menschen, Dingen, Tieren, Situationen, usw. Diese sollte uns helfen, in einer für uns immer komplexeren Welt zurechtzukommen.

So teilen wir zuerst als Kinder die Eltern in Mutter und Vater, im Kindergarten Mädchen und Jungen, bei Entscheidungen Schlechtes und Gutes und vieles andere mehr binär ein.

Je komplexer für uns unsere Welt wird, desto einheitlicher entwickelt sich unsere Strategie der Einteilung, der Kategorisierung.

Dieser Prozess wird für uns in meisten Fällen zur Routine, sodass wir uns auf unsere Kategorisierung verlassen können. Wir schaffen uns ein gut funktionierendes Abbild unserer Welt.

Natürlich kommt es manchmal zu Verzerrungen und Fehlern in unseren Zuordnungen, aber alles im Allem funktioniert unsere Strategie ziemlich gut.

Dieser Mechanismus der Zuordnung ist sehr eng mit unserem Gedächtnis verknüpft, denn von irgendwo müssen wir unsere Muster für eine solche Kategorisierung her haben. Unser Verstand überprüft in Sekunden Schnelle was mit wem verbunden wird und was wohin gehört.

Eine solche Zuordnungsstrategie funktioniert solange, bis uns jemand darauf aufmerksam macht, dass wir uns da und dort irren. Eigentlich ist eine solche Erfahrung der falschen Kategorisierung etwas Schönes, da wir daraus lernen können. Andererseits kann uns eine solche Korrektur wehtun.

Wir wissen, dass das Leben für uns ein ständiges Leben bedeutet, aber trotzdem tut es weh, weil sich unsere Strategie der Zuordnung in manchen meist lebenswichtigen, ja uns einen Lebenssinn verleihenden Bereichen als fehlerhaft erweisen könnte und sicherlich würde.

Vor kurzem habe ich etwas diesbezüglich aber nichts so Gravierendes erfahren, dass mich dazu bewogen hat, hier diese Geschichte aufzuschreiben.

Seit einigen Jahren treffe ich relativ oft entweder in der Garage oder selten im Aufzug eine Frau an, mehr als übergewichtig, gut gekleidet, stets freundlich, mit guter Artikulation, klug sprechend, vernünftig und eine Lesbe. Vom letzten habe ich erfahren, bei einem kurzen Austausch mit ihr, weil sie über ihre vor einigen Tagen stattgefundene Hochzeit mit ihrer relativ jungen Freundin voller Freude erzählt hat.

Aus den Medien habe ich den Eindruck und Überzeugung gewonnen, dass homosexuelle Paare eher gut situiert sind. Sie genossen gute Ausbildung oder kommen aus wohlhabenden Familien. Ein meiner Professoren ist homosexuell, weshalb er von M. Foucault voll begeistert ist, nicht nur, augenscheinlich, wegen Foucauls enormen Intellekts.

So ist das meine Vorstellung von diesen Menschen, auch wenn ich mir nicht vorstellen kann, wie ein Mann mit einem anderen Mann sex haben kann. Aber das ist eine andere Geschichte.

Auf jeden Fall habe ich die stark übergewichtige Frau in einem Geschäft getroffen. Sie hat mich gleich erkannt und war sehr nett und freundlich zu mir. Aber ich konnte sie nicht zuordnen. Ich wusste, dass ich sie kenne, aber woher denn?!

Es war ein seltenes Gefühl. Habe ich schon leichte Demenzanzeichen?!

Ihr Bild als „einfache“ Kassafrau passte nicht zu meiner bereits geschaffenen Vorstellung, meiner Kategorie, einer gut situierten, homosexuellen Frau. Solange ich meine Einkäufe gemacht habe, habe ich unermüdlich damit gekämpft, mich an sie zu erinnern. Ich habe es nicht geschafft! Ich wusste nicht, woher ich diese Frau kenne.

Später, zu Hause angekommen, ist mir wie ein Blitz diese Frau in den Sinn gekommen, sie tauchte als meine Nachbarin auf.

Diese Erfahrung hat mich etwas erschrocken. Wie kann es passieren, dass mein von ihr geschaffe, ja konstruierte Bild mein Gedächtnis so stark beeinflusst hat? Denn sie ist aus meinem Gedächtnis beinahe verschwunden.

Umgekehrt, wenn wir uns ein Bild von einer Person machen, in dem wir die in einer Kategorie abspeichern und die Kategorie nicht mit der realen Person zu tun hat, dann können wir einen Schock erleben. Ja, einen Schock. Genug wenn wir heute an die Verliebtheit denken, wo nach einer gewissen Zeit, meistens nach drei Jahren, unsere ursprüngliche Kategorie für beide kläglich gescheitert hat.

Make me a believer

Bekanntlich ist es so, je mehr ein Mensch weiß und das Erfahrene versteht, desto mehr sieht und versteht er um sich herum und darüber hinaus. (Nach L. Wittgenstein heißt es sogar, dass die Grenzen unserer Welt davon abhängig sind, wie viel wir wissen/wie groß unser Sprachvermögen ist) Wenn wir von etwas keine Ahnung haben, etwa von einer bestimmten Funktion in unserem Smartphone, dann können wir diese Funktion auch nicht nutzen. Oder wenn wir nicht wissen, dass es in den Medien bestimmte Manipulationsmethoden gibt, merken wir nicht, dass wir manipuliert werden. Usw.

Die Erkenntnis um die Dinge, die kausalen Zusammenhänge und die Sachverhalte kann aber einem Menschen auch große Sorgen bereiten. Er kann durch sein erworbenes Wissen unglücklich werden. Dies ist in unseren Zeiten wahrscheinlicher denn je, unabhängig davon, von welcher Disziplin wir sprechen. (Siehe Platons Höllengleichnis)

Der Grund ist nicht das erworbene Wissen an sich und die Tatsache, dass einer das Leben lang lernt und Erfahrungen sammelt, sondern die Unfähigkeit dieses Wissen so zu übermitteln bzw. seine Mitmenschen davon zu überzeugen, dass sie anders, besser und sinnvoller, leben könnten, wenn sie es nur wollten bzw. offen auf die Erkenntnisse, die Lebenserfahrungen anderer sind.

Interessant ist dabei der Prozess des Lernens und Denkens selbst. Dieser kann man mit dialektischem Prozess vergleichen. Die bereits gesammelten Erfahrungen, das erfahrene Denken, wird zu einer vorübergehenden, nachhaltigen These und das neue, scheinbar im Gegensatz stehende bzw. erworbene oder erfahrene Wissen wird vorübergehend zur Antithese. Im Prozess der Synthese verschmelzen die beiden Thesen miteinander. Die Frage ist dann, in welchem Ausmaß sich die beiden Thesen miteinander vertragen bzw. ergänzen.

Nach meiner Beobachtung und Erfahrung fließt die Antithese, hier das neue Wissen, in den meisten Fällen nur so ein, dass sie bei den meisten Menschen eine untergeordnete Rolle spielt. Sie wird auch nicht immer in das vorhandene Wissen und Denken vollständig intergriert. Der Prozess des Lernens bleibt dann unvollständig.

Ein triviales Beispiel. Letztens habe ich eine junge Frau darauf aufmerksam gemacht, dass sie möglicherweise ihrem Kind schadet, sollte sie welches haben, wenn sie weiterhin das Wasser in Plastikflaschen kauft. Sie hat nämlich eine 6er Packung Mineralwasser in Plastikflaschen gekauft. Ich konnte mich leider nicht beherrschen und nicht wegsehen. Ich musste ihr das mitteilen. Bekanntlich beinhalten die Plastikflaschen viel Mikroplastik und andere schädliche Stoffe, die dem menschlichen Hormonhaushalt schaden, gerade bei Kindern. Nun, wie Zufall es wollte, war ich erneut Einkaufen und habe gesehen, dass dieselbe Frau das wieder getan hat. Es kann schon sein, dass das neue Wissen um die Schädlichkeit mancher Produkte da ist, aber die alte Denkweise zusammen mit der alten Gewohnheit vermischten sich noch nicht voll im Prozess der Synthese mit dem neuen Wissen.

Es war ein relativ einfaches Beispiel. Ein komplizierteres wäre das, wenn ich eine Person darauf aufmerksam machen würde, dass sie starke narzisstische Züge hat und natürlich danach handelt. Sie würde wahrscheinlich ihre Handlung nicht als narzisstisch klassifizieren. Trotzdem wäre eine solche Bemerkung richtig, da ich meine Behauptung – es handelt sich um keine Unterstellung! – in den Raum platziere, die später, wenn sich eine andere Person zu einer ähnlichen Bemerkung unserem Betroffenen gegenüber zu äußern wagt, zu möglichem Nachdenken zwingen könnte.

Bei Narzissten ist es laut der psychologischen Fachliteratur eher zwecklos, solche Bemerkungen zu äußern, weil sie von der Richtigkeit ihres Handelns voll überzeugt sind. Eigentlich ist es sehr schade, weil diese Menschen faszinierend auf einen wirken.

Aber zurück zum Lernen.

Der dialektische Prozess des Lernens ist für unsere Existenz sehr wichtig. Nur auf diese Weise können wir immer was Neues lernen. Aus diesem Grund sind die meisten, echten Gelehrten sehr demütig, weil sie ständig lernen (wolle). Dieses Lernen ist ein Teil ihres Lebens und Handelns geworden, was zur Folge hat, dass sie niemals sagen würden, sie wüssten schon alles.

Menschen, die relativ wenig wissen, gehen dagegen davon aus, dass sie nicht(s) zu lernen brauchen. Denn sie wissen schon alles. Kein Wunder, dass wenig gebildete – hier meine ich keine schulische Ausbildung -, wenig kluge Menschen schneller sterben als die gebildeten, statistisch gesehen. Es liegt sicher nicht nur an falscher Ernährung oder Lebensweise. Es liegt meiner Meinung nach an dem Prozess des ständigen Lernens. Das ständige Lernen eröffnet neue Horizonte, neue Perspektiven und neue Möglichkeiten, es macht glücklich.

Wir alle sind nur ein unbedeutender Moment und leben nur einen winzigen Augenblick. Dessen sind die klugen Menschen bewusst. Sie versuchen deshalb entweder etwas Unvergängliches hinter sich zu lassen, oder sie sind davon überzeugt, dass sie während ihres Lebens andere Menschen glücklich machen können und wollen. Das letztere wirkt auf jeden von uns wie ein Echo, denn wir werden selbst glücklich.

Im Grunde geht es uns darum, unser Leben lang sinnvoll zu gestalten, nicht unbedingt nach vorgebenen, gesellschaftlichen Maßstäben, um glücklich zu sein. Das geht nur dann, wenn wir für andere da sind. Das zu erkennen und zu verstehen, ist nicht immer leicht, wenn wir gerade damit schlechte Erfahrungen gemacht haben. Besonders heute erfahren wir eine Menge Schlechtes, was auf uns destruktiv wirken kann.

Trotzdem bleiben wir guten Mutes und glauben an das Gute in jedem Menschen.

Ewiger, ständig begleitender Freund – der Tod

Anfang Dezember war ich kurze Zeit mit meinem jüngeren Bruder in den Bergen, in einer polnischen Stadt Karpacz.

Über die Gegend will ich nicht viel erzählen, da ich selbst vor den Alpen wohne und die polnischen Berge erzeugen bei mir keine Begeisterung, im Gegensatz zu den Touristen etwa aus Tschechien oder Slowakei oder bei polnischen Touristen, von all den es hier sehr viele gibt. Karpacz gilt als exklusiv und teuer. Das zweite trifft sicherlich zu, da die Preise nicht aus der polnischen Realität entstammen können. Aber das Ausbluten der Touristen wie der Einheimischen kenne ich all zu gut aus Österreich.

Die erste Woche hatten wir das Glück, unsere langjährige Schulfreundin, die wir über 40 Jahre kennen, zu treffen. Ich und mein kleiner Bruder gelten als Ausländer und die beiden, sie mit ihrem Mann, tun so, als wären sie solche und würden zu uns gehören. Sie wurden demnach demselben, unserem Tisch zugeordnet, was uns ermöglichte, uns während der Mahlzeiten ausgiebig auszutauschen und vor allem ausgiebig zu lachen.

Es ist schon die Ironie des Schicksals in eigenem Land als Ausländer (kein Fremder) bezeichnet zu werden. Ich verstehe, in einem anderen Land als Ausländer bezeichnet zu werden, aber das eigene Land! Offenbar ändert sich nicht nur das Aussehen eines jeden gut eingelebten bzw. integrierten Menschen in einem fremden Land und Kultur sondern auch sein Verhalten samt der aufgrund der Breite der neuen Horizonte erworbenen Betrachtungs- und Denkweise.

Dabei ist es spannend, diese beiden Denkweisen gegenüber zu stellen. Es ist dabei kein besser oder schlechter, es geht nicht darum zu urteilen oder beurteilen, es geht im Grunde darum, aus den beiden Denkweisen zu lernen, für das eigene Leben etwas für sich herauszuholen, um das eigene Leben lebenswerter zu machen, dem eigenen Leben einen Sinn zu geben.

Nach einer Woche mussten wir uns von den beiden trennen. Sie fuhren nach Hause zurück, nach Deutschland.

In der zweiten Woche wurde uns eine Familie, bestehend aus einem heterogenen Paar und einer älteren, lustigen und voller Energie erfüllten Frau (86) zugeordnet. Wie man jetzt vermuten konnte, kommen alle aus Deutschland, genauer aus dem Raum um Hannover.

Der älteren Dame konnte man anmerken, dass sie schon eine besondere Frau war, abgesehen von ihrem fortgeschrittenen Alter. Genügsam, optimistisch, unterhaltsam, stets zufrieden und humorvoll. Sie war kein Mensch, der über seinen Alter und den damit einhergehenden Beschwerden jammert. Keine ewige, ausgetrocknete Zwetschge. Es wunderte daher nicht, dass sie im Schwimmbad des Hauses davon erzählte, sie wäre viel jünger als sie tatsächlich war. Ich selbst ging davon aus, dass sie nicht einmal 80 Jahre alt ist.

Auf jeden Fall, wie Zufall es wollte, waren wir beide dazu Zimmernachbarn. Wir wohnten beide im selben Korridor. Ich auf der einen und sie auf der anderen Seite, mir gegenüber.

Eines Abends, während ich im Fernsehen Nachrichten verfolgte, hörte ich unverständliche Rufe bis Schreie. Mal auf Polnisch mal auf Deutsch. Da dachte ich mir nichts dabei, lediglich dass jemand offenbar zwischen den Kanälen umschaltete. Dieses Umschalten hatte aber kein Ende.

Aufgrund dessen schaltete ich meinen Fernseher aus, um der Sache auf Grund zu gehen und um mich zu vergewissern, dass alles in Ordnung war. Es änderte sich nichts. Weiterhin hörte ich Rufe, mal auf Deutsch mal auf Polnisch. Darauf verließ ich mein Zimmer und stellte fest, dass meine Nachbarin, die ältere Dame, um Hilfe rief. Ich rief ihr darauf zu, sie müsse sich geduldigen, denn ihre Tür sei verschlossen und ich komme nicht hinein.

Zuerst versuchte ich die beiden Familienmitglieder ausfindig zu machen. Ich wusste nur, dass die beiden ein Zimmer in demselben Stock haben wie ich. Ich rief, ziemlich laut, nach ihnen, aber niemand meldete sich. So ging ich zur Rezeption, um ihre verschlossene Tür entriegeln zu lassen.

Als wir das Zimmer betraten, lag meine Nachbarin zwischen den Betten, seitlich, ihre Hose war halb ausgezogen und die Schuhe hatte sie noch an.

Da sie aus Angst am ganzen Körper zitterte, musste ich sie zuerst beruhigen. Sie sprach die ganze Zeit darüber, dass sie dachte, sie müsse sterben, niemand habe sie gehört, sie habe sehr lange um Hilfe gerufen.

In diesem Zusammenhang und natürlich in allen anderen ist es sehr spannend, wie viel eine zärtliche, ja liebevolle Berührung und hoffnungsvolle, ermunternde Worte leisten können. Das hatte ich nicht nur jetzt erleben dürfen, sondern gerade bei den Tieren kann man das gut feststellen. Denn die Tiere kann man nicht täuschen. Die merken jede kleinste Dissonanz zwischen dem Tun und dem Gesagten. Sobald sie merken, dass es darin eine Einheit, eine Resonanz, gibt, vertrauen einem völlig. Der Mensch hat mittlerweile die natürliche Fähigkeit verloren, zu unterscheiden, was ehrlich gemeint ist und was eine Lüge ist. Dabei spielen andere, uns aufgezwungenen Aspekte, die das immanente Naturelle, unsere Intuition, verblenden, ja ausschalten, weit wichtigere Rolle. Da die Lüge von sehr vielen verbreitet ist, wird diese ganz offiziell zur Wahrheit.

Ich selbst habe es erleben dürfen, wenn mein geliebter Freund anfing, sich von dem eins wahren Gesagten zurückzuziehen. In dem Augenblick wusste ich schon, dass mich mit der Person keine auf Grundlage der Wahrheit und Offenheit basierte Freundschaft mehr verbindet.

Aber zurück zu meiner Geschichte. Unter diesen Umständen kann sich die Wahrnehmung der Zeit zum Ungunsten der betroffenen Person erweisen. Aus einer Minute kann schnell eine Stunde werden. Wer das erlebte, weiß, was ich da meine.

Nachdem ich kein Zittern am Körper der älteren Dame hatte feststellen können, zog ich ihr zuerst die Schuhe und dann die an ihren Knien stecken gebliebene Hose aus. In der Zwischenzeit tauchten die beiden, verschollenen Familienmitglieder auf.

Zu dritt versuchten wir, meine Nachbarin so zu legen, dass sie auf ihrem Rücken liegt. Leider waren alle unsere Versuche zum Scheitern verurteilt. Sie hatte sehr große Schmerzen.

Während dessen versuchte ich mir vorzustellen, wie das passieren konnte. Das Bett befindet sich nicht höher als ca 40 cm vom Boden. Sie musste weggerutscht sein, auf ihre Beckenseite und hatte wahrscheinlich Prellungen.

Sobald die Rettung angerufen wurde, zog ich mich in mein Zimmer zurück, mit dem Gedanken, dass alles schon in Ordnung sein musste.

Am nächsten Tag beim Frühstück erfuhren wir, dass die Dame einen Beckenbruch erlitten hatte und die Operation wäre schon demnächst geplant worden.

Da wir, ich und mein Bruder, an der Reihe waren, das Ferienhaus zu verlassen, verabschiedeten wir uns von den beiden Familienmitgliedern, alles Gute vor allem für ihre Mutter wünschend.

Die Operation gelang, bis auf kleine Blutungen war alles gut. Einige Tage später erfuhren wir von einer zweiten Operation, einer Notfalloperation, die die ältere Dame nicht mehr schaffte. Sie verstarb. Offensichtlich war die Belastung der zweiten Operation viel zu viel für ihr Herz.

Die Dame werden wir nie mehr sehen. Aber das Schöne dabei ist die Tatsache, dass sie nicht einmal weiß, dass sie nicht mehr unter den Lebenden ist. Sie schläft.

Warum kann ich es sagen?

Es gibt nicht nur meine persönliche Erfahrung, da ich auch fast tot war, sondern es gibt eine Bibelstelle, ja es gibt mehrere, wo gesagt wird, dass „die Lebenden wissen, dass sie sterben müssen, die Toten wissen aber nichts“. (Prediger 9:5)

Und Jesus selbst sagte auch einmal, er gehe zu seinem Freund Lazarus, ihn aufzuwecken, obwohl er schon 4 Tage lang tot war.

Genauso verhielt es sich mit mir. Wie ich aus dem Koma aufgewacht bin, habe ich gedacht, ich hätte nur eine Nacht geschlafen. Es sind aber 3 Wochen vergangen, von denen ich keine Ahnung hatte.

Zeit meines Lebens hat die Kirche, die Religion, versucht, den Menschen Angst vor dem Tod einzureden. Vor Strafen Gottes, vor ewigem Feuer, alles, um den Menschen zu versklaven. Ihn ständig im Angstzustand zu halten. Ähnlich verhielt sich die Situation während der Pandemie. Die ständige Angst, die ständigen Berichte über Massen von Menschen, die an covid-19 gestorben wären. Dieselbe Strategie. Menschen, die im Angst ähnlichen Zustand sind, handeln irrational, sind wie benommen und lassen sich sehr leicht manipulieren. Diese Menschen haben sich im guten Glauben impfen lassen, manche mehrmals. Ihnen wurde eingeredet, sie würden sich und ihre Lieben schützen. Die erfundenen Experten wussten mehr als die Hersteller der Impfungen selbst. Denn die Geimpften haben weder sich noch andere schützen können.

Aber zurück, nein, der Tod (wie die Angst) gehört zu unserem Leben, er ist unser ständiger Begleiter, denn niemand kennt die Zeit, die Stunde, wann er in Erscheinung tritt. Doch er ist nicht so grausam, wie uns die bösen Menschen einreden wollen, denn wenn wir sterben, befinden wir uns in einem Zustand des ewigen Schlafs.

Lassen wir uns daher nicht einreden, der Tod sei grausam. Betrachten wir ihn eher als das uns ständig begleitete Übel, das schlicht zu unserem Leben gehört.

Kultu:r:ex

Es ist schon seltsam. Wenn wir uns unwohl fühlen, so wie wir sind, dann schauen wir auf andere. Diese, meist Medienmenschen, erscheinen uns perfekt und wir wollen auch wie die werden.

Einmal wird uns suggeriert, wir wären nicht schön genug, nicht groß genug,nicht intelligent genug, unsere Ohren wären mal zu klein mal zu groß, dasselbe mit der Nase, unsere Frisur wäre altmodisch, unsere Auswahl der Kleidung wäre nicht modern genug, zu dick, zu schlank, zu alt für das, zu jung für jenes und ähnliches Bla, Bla.

All das wird je nach unserem Kulturkreis, Kulturland, Sprache, anders interpretiert. Wir sehen viele Dinge durch die unterschiedlich kulturell eingestellten Brille, unterschiedlich scharf und manches sehen wir gar nicht. Sogar unser Schmerzempinden richtet sich nach unserer Kultur.

In westlichen Kulturen etwa schauen die meisten Menschen vor allem durch rationale Brille, alles muss sich lohnen oder auszahlen. Es muss alles einen nachvollziehbaren Sinn haben, auch dann wenn uns der Sinn völlig fremd vorkommt.

Während in anderen Kulturen, etwa den östlichen, sieht man dieselben Dinge nicht unbedingt rational, unvernünftig, kindlich, naiv bis dumm. Damit ist es anders als nach westlichen Kriterien.

In westlichen Kulturen wird etwa viel von Demokratie gesprochen und so gelebt, dass man sich im Gleichschritt mit den Regierenden bewegt. Im Osten gibt es keine Demokratie im westlichen Sinne, da die Demokratie Gehorsam bedeutet. Eigentlich ist das Ziel beider Demokratien das Gehorsam, mit dem Unterschied, dass man im Westen noch einen Anschein von Demokratie hat, weil wir geschafft haben, die LGBT+ einzuführen, nicht vergessen von einer Gender gerechten Sprache. Lauter überflüssige Sachen, die uns als Menschen das Leben nicht leichter machen, unsere wichtigen Probleme zu lösen versuchen. 

Oder wenn man die Berichte von Korruption verfolgt, so sind die östlichen Kulturen korrupter, weil sie von westlichen Profis geschickt korrumpiert werden.

Ein Beispiel: In Polen gibt es derzeit 35 Tausend Tonnen Abfall aus Deutschland (Exportweltmeister), vorwiegend auf den wilden Deponien wie alte Bergwerke, Wälder, Gruben, usw. Diese machen nicht nur Afrika als Mülldeponie der Welt sondern auch Polen zu einer Mülldeponie Europas für die westlichen Länder. Einige Tonnen Abfall sind aus UK verschifft worden und immer noch in polnischen Häfen als Bioabfall deklariert, also brauchbar.

Aber was jetzt? Welche Kultur ist jetzt richtig bzw. welche falsch?

Hier gibt es kein Richtig und kein Falsch. Hier herrscht die Wahlfreiheit. Zum Glück.

Ich möchte etwa nicht so sein, wie Menschen, die leben, um in ihrer Kultur zu funktionieren.

Was heißt, sich des Lebens zu erfreuen? Mal sich wie ein Kind über die Herrlichkeit einer Blume freuen, mal weinen, wenn man Unrecht erkennt, mal lachen, wenn man sich an komische Begegnung erinnert, mal schimpfen, mal philosophieren, mal den ganzen Tag im Bett phantasierend liegen, auch wenn einen unbewusst seine kulturelle Prägung durch ein kulturell als schlecht verinnerlichtes Gefühl zu verurteilen versucht.

Aus dem Grund gilt, alle kulturellen Verbote, Gebote, Stereotypen, Kategorien, Zuordnungen, und vieles mehr, nicht ernst und bewusst zu nehmen. Es heißt, diese ganzen künstlichen, kulturellen Grenzen zu überschreiten bzw. zu überbrücken.

Die Kulturen haben ihre Zeit und ihren Raum. Sie sind aber vergänglich und manchmal schädlich für die Weiterentwicklung eines jeden Menschen.

Lebe nach dem Motto des kategorischen Imperativs und nicht nach einer Kultur, die dein Leben nicht lebenswert macht, unter Umständen zu einem Fiasko oder einer Krankheit führt.

Erforsche lieber andere, dir fremde Kulturen, um zu einem Schnitt der vielfältigen, kulturellen Erkenntnis zu kommen. So wird dir nicht so leicht fallen, einen Automatismus zu entwickeln, andere aufgrund ihrer Kultur (ab) zu werten, bis hin zu verurteilen. Wenn ein jeder noch die zugehörige Sprache der jeweiligen Kultur zu lernen anfängt, dann hat er die Möglichkeit, die einzelnen Kulturen besser gegenüber zu stellen. Die Sprachen sind ein hervorragendes und greifbares Abbild einer jeden Kultur.

Letztens bin ich auf einen Begriff gestoßen, der das wiedergibt, was er eigentlich bedeutet.

Im Deutschen sagt der Begriff Versicherung nicht viel aus, nur dass sie einen Schutz darstellen kann, vor einer Möglichkeit, einer Wahrscheinlichkeit, dass etwas passieren könnte. Wenn diese Wahrscheinlichkeit zu hoch ausfällt, wird entweder ganz teuer versichert, oder man wird nicht versichert. Denn die Versicherung muss sich für den Versicherer auszahlen. Deshalb wird die Lüge als Spruch „Wir wollen *Ihre* Sorgen haben.“ ganz klar demaskiert. Während im Russischen das ausgedrückt wird, was es letzten Endes ist.

Im Russischen wird der Begriff Сраховка (Versicherung) vom Begriff Срах abgeleitet, was Angst bedeutet.

An diesem simplen Beispiel kann man den Ursprung bzw. den Zweck einer jeden Versicherung ablesen. Genauer, zuerst Angst nachjagen und dann vor derselben Angst versichern.

Zuerst Angst vor Corona machen, dann davor impfen lassen, was in Folge das Geschäft mit der Impfung (Angst) sicher stellen sollte. Heute wissen wir, dass die CV-Impfung nicht schützt, sondern schädigt und damit das Geschäft noch mehr ankurbelt. Gewollt oder ungewollt, aber genial.

Was im Westen genial verborgen ist, ist im Osten ziemlich primitiv klar ablesbar, weil hier die Sprache die eigentliche Vorgehensweisen schonungslos offenbart.

Trotz allem funktioniert das Geschäft mit der Angst in beiden Kulturkreisen hervorragend, weil jeder gesunde Menschenverstand in gleicher Weise auf die Angst reagiert. Deshalb kann man eine Gleichschaltung in allen Kulturen bezüglich der CV-Vorgehensweise feststellen.

Verdrängte Dankbarkeit

Der kirgisische Tolstoi, der kirgisische Goethe, ein begnadeter Geschichtenerzähler, Tschingis Aitmatov, hat viele Erzählungen verfasst, die viele Herzen berühren.

Eine seiner wunderschönen Geschichten (Der erste Lehrer) ist die Geschichte eines jungen Mannes, der als Lehrer in ein entlegenes Dorf (Ail) in Kirgisistan von der sowjetischen Partei entsandt wurde.

Er konnte zwar nur ein wenig schreiben und lesen, aber mit voller Überzeugung und Entschlossenheit wollte er die sonst mit Arbeit beschäftigten Kinder des Dorfes unterrichten. Diese Kinder sollten besser als ihre Eltern, „einfache“ Menschen, haben. Sie sollten eine Zukunft haben.

Anfänglich war das ganze Dorf gegen die Errichtung einer Schule und gegen das Unterrichten der Kinder. Der junge Lehrer hat es aber geschafft, die Dorfältesten bzw. die Dorfgemeinschaft für die Errichtung einer Schule zu überzeugen.

Da gab es ein weises Mädchen, das die volle Aufmerksamkeit und Liebe des Lehrers bekommen hat. Es war die Art von Liebe, die nur ein guter Lehrer seinen Schülern geben kann. Mit Hilfe und Fürsorge des Lehrers wurde aus diesem Mädchen eine angesehene, gut gebildete Frau, die in Moskau Karriere gemacht und dort auch gewohnt hat. Für sie wurde sogar in ihrem ehemaligen (Heimat)Dorf eine Veranstaltung organisiert, um sie zu ehren.

Während dessen wurde ihr erster Lehrer zum einfachen Postboten degradiert und anstatt bei den Feierlichkeiten zur Ehre der ehemaligen Schülerin, jetzt Frau Doktor, zu sein, ist er seiner Arbeit nachgegangen. Frau Doktor hat ihren Lehrer beim Arbeiten gesehen und hat um seine Lage Bescheid gewusst.

Aus Scham vor wichtigen Gästen hat sie sich aber nicht anmerken lassen, dass sie mit ihrem ersten Lehrer eine tiefe Dankbarkeit verbindet. Sie hat sich gesagt, ja geschworen, dass sie sich bei ihm das nächste Mal bedanken und seine ergrauten Haare küssen würde. Es ist aber bei ihrem Vorsatz geblieben.

Sie konnte sich nicht überwinden, wegen ihrer hohen gesellschaftlichen Position und Wichtigkeit, ihre tiefe Dankbarkeit für alles, was ihr Lehrer für sie getan hat, (öffentlich) zu zeigen.

Diese Geschichte ist heute aktueller denn je. Der heutige Menschen weiß in den meisten Fällen nicht, was die Dankbarkeit ist, weil er so erzogen wurde. Alles scheint für ihn selbstverständlich zu sein, sodass es für die Dankbarkeit keinen Platz mehr gibt.

So glücklich sind wir.

Sollten wir uns einmal gefragt haben, warum wir, unser Sosein, davon abhängig machen, uns klar von anderen abgrenzen und unterscheiden zu müssen, dann befinden wir uns bereits in einer glücklichen Lage der verborgenen Erkenntnisgewinnung. Diese Erkenntnis ist nicht allen zugänglich. Wir können viele Bücher gelesen haben und verfügen wahrscheinlich an unterschiedlichem Wissen über die/unsere Welt, über die Regeln des Lebens, über soziale Beziehungen, und was alles auch dazu kommen mag. Aber die bereits gestellte Frage kann uns noch nicht so klar erscheinen. Die Problematik liegt darin, dass solche seltsamen Fragen von uns eine gewisse Distanz zu uns selbst erfordern, zu unserem bisherigen Leben. Es ist anders gesagt, eine tiefgreifende Reflexion, die für unser Bewusstsein, unser Leben an sich, für unsere Psyche nicht gerade angenehm erscheinen mag.

Diese Abgrenzung, die angestrebte Unterscheidung, das anders sein zu wollen und zu müssen, ist nur mit großer Mühe, ja mit viel Energie verbunden, weil die anderen auch danach streben.

Zuerst müssen wir uns eine Frage stellen, warum es uns so wichtig ist, sich von anderen unterscheiden zu lassen?

Wir können uns erstens darin unterscheiden, dass wir etwa gewisse Bildung mit einem anerkannten, beruflichen oder akademischen Titel erworben haben. Oder zweitens, sollten wir in Bildungsgraden kein Glück haben, weil es uns etwa die Lebensumstände oder Prädispositionen nicht erlauben, dann können wir so viel arbeiten, dass wir viel Geld verdienen und mit materiellen Dingen einen Unterschied (er)schaffen.

Sollten uns mit all den angeführten Mitteln das Ziel der Unterscheidung auch verwehrt bleiben, dann können wir eine sozial anerkannte Position einzunehmen versuchen, die uns ein gewisses Quantum an Macht einräumt. Mithilfe einer solchen Macht können wir dann einen Unterschied erzwingen.

Aber warum müssen wir uns von anderen unterscheiden?

Na ja, wir wollen mit anderen nicht verwechselt werden. Einer mag jetzt sagen, um Gottes Willen nicht mit denen da. Ich gehöre doch nicht zu denen! Wir sind wir und die anderen sind ja nicht wir. Klare Binarität. Dabei ist jede Mühe wert. Dazu will kein Mensch aus- oder aber umtauschbar sein oder als nutzlos bezeichnet werden. Oder als gesellschaftlicher Abfall, der nicht zu recyceln ist. Er will auch nicht sterben, ohne dass sich jemand an ihn erinnern will/kann. Wären wir vergessen, das wäre so, als ob wir nie existiert hätten.

Die eigentliche Existenz an sich ist aber nicht an jemandes Erinnerung gebunden. Denn was haben wir davon, wenn sich jemand an uns erinnern will/kann, wenn wir nicht mehr leben? Wir. Nichts. Gar nichts. Wir gewinnen dadurch nichts. Wir leben nur einen sehr kurzen Augenblick, lieben, trauen, lachen, weinen, hassen, träumen, arbeiten, wünschen, planen, u.a. So sieht unser Leben aus. Immer nach vorne, immer in Bewegung, immer strebsam beschäftigt, auf ein Ziel gerichtet hinaus. Dieses ständige Tun soll uns von dem Gedanken bewahren, dass wir einmal sterben müssen und dass unsere Existenz von kurzer Dauer und damit vergänglich ist.

Trotz alle dem, trotz unserer sterblichen Natur, wollen wir uns auf jeden Fall unterscheiden, ja von der Masse abheben. Wir sterben danach mit unserer ganzen Kraft. Wir verhalten uns so, als ob wir die einzigen Menschen wären, die es tun.

Wie töricht ist es? Wie dumm muss man sein, vor allem die unwiderrufliche Lebenszeit und die begrenzte Lebensenergie dafür zu verwenden, dieses Ziel der quasi Einmaligkeit erreichen zu wollen?

Ist es nicht besser, ein anderes Lebensziel zu verfolgen, etwas zu tun, was wir lieben, was uns so viel Freude bereitet, dass wir durch dieses Beschäftigt dein unseren Platz auf dieser Erde und dadurch unseren Lebenssinn finden?

Dieses natürliche Streben, wenn wir darin wie eine wunderschöne Pflanze aufgehen, macht uns ohnehin anders als die anderen. Wir sind glücklicher, ausgeglichener, strahlen viel positive Energie aus. Damit ziehen wir andere Menschen an, die sich in unserer Nähe sehr wohl fühlen. Diese fühlen sich wohl, von uns verstanden, entwickeln großes Vertrauen und teilen mit uns ihr Glück und Leiden. Es entsteht ein perfektes Bund von Menschen, die sein können, so wie sie sind.

Wenn wir aber nicht zu all dem fähig sind, so sind wir unglücklich. Die Folge ist, dass wir irgendwelche scheinbar unlösbaren Probleme auf andere projizieren und machen uns zu Opfern. Sozusagen, die Schuld für unsere Probleme bei anderen suchen. Nein. Es führt zu nichts und löst keinerlei Probleme. Mit einem solchen Verhalten werden wir nur unser Leben zerstören. Es ist zwar sehr leicht, die Schuld an andere zu schieben, um uns für relativ kurze Zeit besser oder befreiter zu fühlen, aber mit wahrem, längerfristigem Glücklichsein hat das nichts zu tun. Die beste Strategie, die wir in unser Leben integrieren können, ist die, so zu leben, als ob der beginnende Tag unser letzter Tag sein sollte. Damit erzeugen wir kein Angstgefühl, nein, sondern Dankbarkeit, dass wir noch diesen einen Tag leben und genießen dürfen. Und wenn wir mit einer solchen Überzeugung den Tag beginnen, voller Dankbarkeit, werden wir sehr glücklich, das und jenes an dem beginnenden Tag erleben und entdecken zu dürfen. Ja, ein jeder Tag ist ein Geschenk an uns.

Ein weiterer Rat: lieben wir das Leben, so wie es ist, müssen wir nicht mehr nach Möglichkeiten suchen, uns von anderen abzuheben/zu unterscheiden, sondern wir sind schon bessere, weil glückliche Menschen, und wir sind so glücklich und voller Wertschätzung, dass uns andere dafür beneiden könnten, ohne auf uns neidisch zu sein oder uns für unser Glück zu hassen.

Das schöne Gefühl ist es aber, dieses Glück mit jemandem zu teilen. Zu sagen, weißt du was, ich habe dich schon geliebt, bevor du geboren wurdest. Ich wusste immer schon, wir sind für uns geschaffen. Dann haben wir schon zwei überzeugte, glückliche Menschen. Das wünsche ich jedem einzelnen von uns.

Frau als Objekt

Betrügerin aus der Luhank/Ukraine (tatsächlich aus Rostow am Don/Russland)

Vor kurzem habe ich mir einen Vortrag von E. Fromm über den leeren Menschen angehört.

Danach habe ich mir die Frage gestellt. Gehöre ich etwa zu solchen leeren Menschen?

Da ich in einer westlichen Gesellschaft lebe, ihre Werte teile, auch wenn ich nicht alle, so doch prägt mich diese enorm, in meinem Denken und Handeln.

Ab und zu, das muss ich zugeben, betrachte ich vor allem Frauen als Objekte der Begierde, des kurzfristigen, sexuellen Geschehens. Auch wenn ich die Betrachtung als obszön bezeichnen würde, ändert sich diese Einstellung nicht. Obszön, weil ich Frauen auf ein paar Körperbereiche reduziere und mit dem heutigen Idealbild der Frauen abgleiche.

Ich arbeite zwar hart daran, so doch kommen immer wieder Phantasien, die durch den Kontakt mit der Realität, mit der medialen Objektivierung von Frauen, ja sogar mit ihrer allgemeinen Verdinglichung, aufkommen.

Dafür schäme ich mich sehr. Es ist für mich ein schlechtes Gefühl, das da, in der westlichen Welt, nicht als anormal betrachtet wird. Es seien lediglich menschliche Bedürfnisse, die man erfüllen könne unnd solle, andernfalls wäre man auch krank.

Es ist eine Ironie des Schicksals. Vielleicht müsste es heißen, man wäre schon krank, wenn man Frauen als Objekte betrachtet und nicht als intelligente, lebendige und liebenswürdige Wesen.

Der leere Mensch nach Fromm hat aber nur eins im Kopf Konsumieren, um die innere Leere auszufüllen, dann verbrauchen und letztlich intelligent entsorgen. Westliche Entsorgung bedeutet hier auf Seite schieben und verdrängen. Deshalb sind wir in der westlichen Welt vor allem Konsumenten und Verbraucher. Wir sind nur dann Menschen, wenn wir den Pflichten der Wirtschaftstreiber gerecht sind. Denn, mit den Worten von Christoph Leitl, dem ehemaligen, österreichischen Wirtschaftskammerpräsidenten, wenn der Wirtschaft – d.h. nur einigen wenigen mit viel Kapital – gut geht, dann geht dem Menschen, nein, dem ewigen Verbraucher, gut. So sind alle funktionalen Objekte der Wirtschaft.

Dabei befriedigt der Konsum den Verbraucher nur kurzfristig aufgrund unserer Physiologie. Man kann zwar alles konsumieren, angefangen von Liebe, Freundschaft bis zum Vertrauen. Der leere Mensch konsumiert alles aber passiv und nicht aktiv. Wäre der Verbraucher aktiv bei seinem Konsum, so wäre dieser aktive Konsum fruchtbar und langfristig, sowie wenn man isst, um den Hunger zu stillen und nicht um Essens willen zu essen, um etwas im Mund – nach Fromm die ewige Flasche – hat.

Aber so machen wir es hier im Westen. Wenn ich es nicht tue, dann passe ich nicht zu dem Gross der Menschen, die ich jeden Tag antreffe und mit denen ich zusammen lebe. Ob jetzt bewusst oder unbewusst, das spielt hier keine Rolle.

Aber so war ich früher nicht. Jetzt versuche ich zu dem Stand der Dinge zurück zu kommen, die mich früher als Menschen ausmachten. Ich war aktiv beim Konsumieren nicht materieller Dinge,weil ich keinen Bezug zu materiellen Dingen habe, bis heute. Ich gehörte zu einem lebendigen und selbstlosen Menschen und keinem stummen, leblosen und gleichgültigen.

In meiner alten Heimat möchte ich die Hilfe suchen, in Form von Anhaltspunkten meiner alten Persönlichkeit, aber dort ist es jetzt noch schlimmer als im Westen geworden. Dieses brutale Streben nach Materiellen, nach westlichen Standards und gleichzeitig die alten Einstellungen, Überzeugungen und Werte über Bord zu werfen, all das ist doch krank machend, kurzfristig gedacht und in vielen Fällen skrupellos gegenüber Menschen, die die Einstellung nicht teilen wollen.

Diese Denkweise ist nicht die ursprüngliche in meiner ehemaligen Heimat. Es wurde von dem erfolgreichen Westen übernommen, mit Hilfe von Werbung und einem wesentlichen Idealbild, das auch bis heute unerreichbar ideal bleibt.

Zurück zu Verdinglichung der Frauen. Wo liegt die Problematik der Neigung bis zu einem Automatismus, dies zu tun?

Wahrscheinlich ist auch der Mann von Seiten der Frauen zu einem Objekt degradiert worden. Lediglich als Ernährer, Finanzierer, Objekt, mit dem man sich gerne zeigt, oder als Objekt des scheinbaren Erfolgs und nicht in erster Linie als sterblicher und liebenswürdiger Mensch.

Ich selbst arbeite daran, mich davon zu befreien. Es ist aber nicht leicht, weil sich die Frauen selbst zu Objekten machen.

Ich aber wünsche mir diese ehemals gesunde, von innen kommende Betrachtungsweise und Einstellung, Frauen als gleichwertige Partner zu betrachten und für eine gesunde Beziehung fürs Leben zu sehen.

Beziehungskrisen – reproduzierte Austauschbarkeit

Wir sind ständig auf der Suche nach Glück und Anerkennung. Wir suchen jemanden, von dem wir zu wissen glauben, dass wir von ihm gemocht, ja geliebt werden. Schließlich finden wir jemanden, der uns so sieht, wie wir uns selbst sehen. Und wir sehen ihn auch so, wie er sich sieht. Wir bestätigen uns gegenseitig und werden zu einer perfekten Dualunion.

Irgendwann fragen wir uns aber, ob der Partner so ist, wie wir ihn sehen. Durch unser Hinterfragen schärfen wir unseren Blick und entdecken in unserem Partner plötzlich Widersprüche, die wir in unserer Ungeduld haben nicht sehen können. Das erzeugt in uns Zweifeln, Enttäuschungen, Resignation und Frustration. Konflikte verstärken all das, anstatt die Problemlagen zu entschärfen.  Unsere Dualunion zerbricht langsam.

Jeder von uns will aber die Beziehung von sich aus beendet haben und beansprucht es für sich, diesen Entschluss noch vor dem anderen gefasst zu haben. Denn wer will heute schon als Besiegter das Feld verlassen, wenn wir von lauter Siegern umgeben sind?

Daraus resultieren die intellektuellsten, ausgeklungensten und rationalsten Ausreden auf beiden Seiten, je nach dem wie gebildet wir sind. Im Grunde behaupten wir von uns etwas, was bereits einst gesagt wurde, was wir mal gehört oder gelesen haben. Davon wissen wir heute nichts mehr, dass es fremde und keine unsrigen Gedanken sind. Aber wir deponieren es für uns.

So suchen wir weiter nach Idealen, die es in der Form nicht gibt. Diese Ideale entstammen aus einer künstlichen Welt (meist aus der Medienwelt), die es auch so nicht gibt. Aber das stört uns wenig, denn wir suchen weiter und wir werden auch irgendwann fündig. Dabei blenden wir die Realität unbewusst aus.

Die Realität wird uns aber früher oder später nachholen, spätestens wenn der Schleier der Scheinwelt weg fällt. Und das geschieht bestimmt. Und so pendeln wir mal zu dem einen mal zu dem anderen Partner oder doch Freund, als ob unser Körper, unser Sosein, etwas Austauschbares wäre. Jede gescheiterte Beziehung aber raubt uns ein Stück an Selbstvertrauen sowie Selbstwertgefühl und verstärkt das Gefühl, nicht gut genug für eine neue Beziehung zu sein. Es ist eine Spirale, die sich in uns bohrt, die uns immer tiefer verletzt. Eine Selbstverstümmelung ohne Ende.